In Tarajalejo, in Betancuria, in und bei Vega de Rio Palmas und natürlich in La Pared

26. Januar 2024:

Heute fuhren wir zum Mittagessen nach Tarajalejo.Tarajalejo ist ein kleinerer, ehemaliger Fischerort nordöstlich von Costa Calma. Am Strand findet man noch alte, weißgekalkte Fischerhäuser, von denen einige in Restaurants umgewandelt worden sind. Hier ist man etwas abseits vom Trubel der großen Ferienzentren.

Die Fahrt führte uns wieder quer über die Insel. Unser Ziel war es, Betancouria von Norden her anzusteuern und Richtung Süden zu verlassen.

Die Könige der Ureinwohner

Auf der Passhöhe des Mirador de Betancuria, nördlich des Ortes gelegen, stehen auf einer Aussichtsterrasse zwei überlebensgroße martialisch wirkende Bronzefiguren. Sie stellen die Könige der Ureinwohner Fuerteventuras, Ayose und Guise, dar, die zur Zeit der Eroberung durch die Europäer dort herrschten.

Fuerteventura bestand vor der Eroberung aus zwei Königreichen, dem nördlichen Teil, auch Maxorata genannt und den südlichen Teil, der Halbinsel. Jandia, wo auch Costa Calma liegt. In Jandia herrschte König Guise und im Norden regierte König Ayose. Geteilt waren die zwei Königreiche durch eine Steinmauer. Überbleibsel sollen sich in den Passkämmen nah bei Betancuria und bei La Pared befinden. Als ich über La Pared (wörtlich übersetzt „Die Wand“) berichtete (siehe 18. Januar), war mir das so konkret noch nicht bekannt.

Im Jahre 1405 kam der normannische Ritter Jean de Bethencourt zum zweiten Mal auf die Insel Fuerteventura, jetzt mit der Absicht sie zu erobern. Es gelang ihm noch im selben Jahr.

Der Bau der Mauer bei La Pared erfolgte offensichtlich nur ganz kurze Zeit vorher.

Betancuria

Betancuria ist einer der sechs auf Fuerteventura bestehenden Verwaltungsbezirke. Das Dorf Betancuria als Verwaltungszentrum gilt als der historisch bedeutsamste Ort Fuerteventuras. Mittlerweile kann ich auch die Namen der anderen fünf Verwaltungsbezirke benennen: Tuineje, Puerto del Rosario, Antigua, La Oliva, Pajara.

Betancuria wurde 1404 von dem Eroberer Jean de Béthencourt, also anlässlich seines ersten Besuches, gegründet. In der Folge wurde sie Hauptstadt und Regierungszentrum der Insel. 1834 wurde Betancuria von Antigua abgelöst, seit 1860 ist Puerto de Cabras, das heutige Puerto del Rosario Inselhauptstadt. Wir werden sie in diesem Jahr nicht besuchen. Irgendwie fehlt ihr der Charme.

Die Wallfahrtskirche in Vega de Río Palmas

Etwa 5 km südlich von Betancuria findet man das Dorf Vega de Rio Palmas mit einer eindrucksvollen Kirche und der ältesten Heiligenfigur der Kanaren.

Die 1666 erbaute Kirche trägt den Namen Iglesia de Nuestra Señora de la Peña. Im Hauptaltar befindet sich eine 23 cm große Alabaster-Marienfigur im Stil der französischen Spätgotik. Die Figur stellt die Felsjungfrau dar (Nuestra Señora de la Peña). Sie ist seit 1675 Schutzheilige der Insel.

Wir haben uns die Kirche und die Marienfigur in diesem Jahr zum ersten Mal angeschaut. Es gibt doch immer wieder etwas Neues zu entdecken.

Die Felsjungfrau – Tatsachen und Legende

Da die Statue französische Stilelemente zeigt, wird vermutet, dass die Eroberer der Insel die Figur aus der Normandie mitgebracht haben. Aus Angst vor Piratenüberfällen wurde sie dann in der nahen Felsschlucht Mal Paso versteckt und Jahre später durch Zufall von einem Mönch wiederentdeckt.

Die Legende beschreibt das etwas anders: Beim Sammeln von Kräutern in der Schlucht Mal Paso nahm ein Mönch geheimnisvolle Lichter wahr, die aus dem Fels zu kommen schienen, manche sprechen auch von einer gewaltigen Musik. Bald fanden sich seine Ordensbrüder ein, um an besagter Stelle das Gestein aufzuschlagen, wobei sie auf die Felsjungfrau stießen. Dem Heiligen Didacus gelang es schließlich, die Figur aus der Spalte herauszuschlagen.

In Erinnerung an das Ereignis wurde an der Fundstelle eine Kapelle errichtet, die Ermita de Nuestra Señora de la Peña. An jedem dritten Septemberwochenende findet im Barranco de las Peñitas eine Prozession statt, bei der man die Figur der Felsjungfrau von der Wallfahrtskirche zur Kapelle trägt.

Der Barranco de las Peñitas

Diesen Barranco haben wir bei unseren zurückliegenden Aufenthalten regelmäßig durchwandert. In diesem Jahr begnügten wir uns mit einem Blick von oben.

Das mit Palmen, Tamarisken und kanarischen Weiden bewachsene Tal erstreckt sich südwestlich des Ortes. Wo sich das Tal zu einer Schlucht verengt, wurde in den 1940er Jahren ein Stausee (Presa de las Peñitas) angelegt, um die Versorgung der Insel mit Wasser zu verbessern. Er verlandete jedoch sehr schnell und ist heute fast vollständig mit Sedimenten und Geröll gefüllt. Einmal haben wir ihn mit Wasser gefüllt gesehen. Jetzt scheint er wieder trocken gefallen zu sein.
Unterhalb der Staumauer beginnt die Felsschlucht Mal Paso mit der Ermita de Nuestra Señora de la Peña. Auf den ersten beiden Bildern ist sie in der Ferne zu sehen.

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