Meine erste Island-Reise im Jahr 1989

Vorbemerkung: Ich bin damit angefangen, diesen Beitrag mit Bildern zu versehen, gefunden bei Wikipedia.

Der Anlass – und meine Probleme

Im Juni 1989 war ich zum ersten Mal auf Island. Bis dahin habe ich noch nie in einem Flugzeug gesessen. Scheinbar unüberwindliche Höhenangst sprach gegen die Fliegerei.

Ein gutes Jahr vorher erreichte mich und meine damalige Ehefrau Elke in der Pauluskantorei Hamm die Nachricht über eine Einladung unseres Chores zu einem Besuch in Reykjavik, ein Konzertauftritt eingeschlossen. Von da an war es mit meiner Ruhe vorbei. Ich stand vor der Wahl: Fliegen oder zuhause bleiben.

Island zog mich damals schon an. Die Naturgewalten Feuer und Eis waren das eine. Aber irgendwie war es auch die „verrufene Nation“, die noch Wale fing und in drei Kabeljaukriegen um ihre Fischereizonen kämpfte. Trotz ihrer Benennung waren die „Kriege“ keine militärischen Konflikte und verliefen weitgehend unblutig. Das einzige Todesopfer starb in Folge einer Schiffskollision. Island konnte seine Interessen in allen Konflikten durchsetzen.

Island ist neben Japan und Norwegen eines der Länder, das heutzutage noch kommerziellen Walfang erlaubt – mit Fangquoten und Lizenzen. Beantragt niemand eine Lizenz, herrscht quasi ein Walfang-Stopp. So wie derzeit, denn: „Für das Jahr 2024 sind bislang keine Bewerbungen für Walfanglizenzen eingegangen“, heißt es aus dem Fischereiministerium. Auch in früheren Jahren war das bereits so. Aber zu einem generellen gesetzlichen Verbot konnte man sich noch nicht durchringen.

Mein erster Flug

Wann ich die Entscheidung traf mitzufliegen, weiß ich nicht mehr. Es war wohl eine schnelle Entscheidung. Von da an sprach ich mit Hinz und Kunz über meine Flugangst. Ein Kollege, Alfons D., gab wir einen Tipp. „Setze dich auf deinen Platz, schnalle dich an und bleibe angeschnallt. Halte dich rechts und links an der Armlehne richtig fest. Irgendwann löse eine Hand und dann die andere. Und dann schaue einfach mal aus dem Fenster, wenn du die Möglichkeit dazu hast.“ Wir überflogen gerade eine de Inseln nördlich Großbritanniens, als ich letzteres mit Erfolg versuchte. Unser Flug begann übrigens in Luxemburg, einem anderen kleinen Staat in Europa.

Auf dem Rückflug – ich greife vor – gab es eine Situation, die mir einen kurzen Moment der Angst bereitete. Ich war so mutig, schon beim Start aus dem Fenster zu schauen. Die Distanz zum Boden nahm stetig zu. Und dann drehte der Flieger ab, ob nach rechts oder links, weiß ich nicht mehr. Einen Augenblick hatte ich das Gefühl, das Flugzeug stände still in der Luft. Und Stillstand in der Fliegerei bedeutet Absturz. Aber es war nur ein kurzer Moment. Er ist aber unvergessen.

Die Ankunft

Als ich auf dem internationale Flughafen Keflavik, benannt nach dem eigentlichen Entdecker Amerikas, dem Wikinger Leifur Eiriksson, aus dem Flieger stieg, hatte ich das Gefühl, in die Unendlichkeit zu schauen. Ich sah in der klaren Luft schneebedeckte Berge am Horizont in einer nicht messbaren Entfernung.

Heute weiß ich, dass man an klaren Tagen vom Flugfeld aus über die größte Bucht Islands namens Faxaflói weit hinwegsehen, an der Halbinsel von Akranes vorbei bis hinüber zum Snæfellsjökull, der sich 120 km entfernt befindet.

Im Flughafen entwickelte sich dann eine Situation, die mich als Flugnovizen tatsächlich etwas überforderte. Unser aller Gepäck, darunter meine Trompete, schien verschwunden zur sein.

Christian Bickel fingalo
CC BY-SA 2.0 DE

Wir warteten eine lange Zeit vergebens am Gepäcksband. Wie sich dann herausstellte, hatte es in einem anderen Flieger, der aber auch nach Island unterwegs war, Platz gefunden.

Während wir ungeduldig am Gepäcksband warteten, warteten unsere Gastgeber in aller Geduld im Dom von Reykjavik, dem vereinbarten Treffpunkt, auf uns. Das Bild zeigt den Glocken- und Uhrenturm des Doms.

Warten muss man auf Island akzeptieren. Dass dies den Deutschen schwerfällt, bedarf eigentlich keiner besonderen Erwähnung. In einem Land, wo das Wetter, die teilweise unbefestigten Straßen und hin und wieder auch Vulkanausbrüche ihren Teil dazu beitragen, wann und ob überhaupt Besuch kommt, ticken die Uhren eben etwas anders.

Apropos unbefestigte Straßen: Die Straße vom Flughafen nach Reykjavik, wohl eine wichtige Verkehrsader, war 1989 noch eine „bessere Schotterpiste“, die den Fahrzeugen einiges abverlangte. Im Jahr 2008 sah das anders aus.

Unser Gastgeber

Unser Gastgeber war ein Isländer ähnlichen Alters wie ich, also so um die 40 Jahre alt, der zusammen mit seiner wohl 18-jährigen Tochter in einer Mietwohnung irgendwo auf halbem Wege zwischen dem Hafen und dem Tjörnin (wörtlich übersetzt: Der Teich), ein kleiner, flacher See in Reykjavík. Wer die Stadt kennt, weiß, dass man diese Wohnlage als zentrumsnah bezeichnen kann.

Auf dem Bild rechts meine ich das Haus mit unserer Wohnung gefunden zu haben. In der Mitte des Bildes – bitte mit Mausklick vergrößern – ist eine Reihe grauer Häuser zu sehen. Eines davon muss es gewesen sein.

Die beiden überließen uns Ihre Wohnung treuhänderisch und waren nur hin und wieder zugegen. Wo sie in dieser Zeit schliefen, danach habe ich vergessen zu fragen. Die Namen beider habe ich nicht mehr in Erinnerung.

Ich weiß aber noch, dass mir unser Gastgeber einmal ein Foto zeigte, das nichts Gutes verhieß. Es zeigte ihn in einem körperlich katastrophalen Zustand. Es hieß damals, ein isländischer Mann trinke pro Woche eine Flasche Schnaps, aber nicht verteilt auf mehre Tage. Diesen Teufelskreis hatte er wohl durchbrochen, wohl auch dank der Musik, die ihn begeisterte.

Er war aktives Mitglied im Chor des Domes zu Reykjavik. Der Domchor von Reykjavík tritt auch heute noch regelmäßig bei Gottesdiensten und anderen offiziellen Anlässen im Dom auf und gibt Konzerte im In- und Ausland, die von der Kritik hoch gelobt werden. Das Repertoire ist vielfältig, darunter Brahms‘ Deutsches Requiem, Bachs Weihnachtsoratorium, Mozarts Requiem, Händels Messias, Bachs Johannespassion und die Requiems von Duruflé und Fauré. Der heutige Kantor, Kári Þormar, ist seit 2010 im Amt und studierte Musik in Deutschland.

Der damalige Kantor war gebürtiger Deutscher. Er stammten aus Erfurt und durfte tatsächlich aus der DDR ausreisen, wohl im Zusammenhang mit diplomatischen Zugeständnissen Islands. Und hier schließt sich der Kreis. Unser Chorleiter Rolf Schönstedt ist gebürtiger Erfurter. Man kannte sich also. Rolf Schönstedt wird übrigens am 18. Mai 2024 80 Jahre alt. Diese Information hat mir neulich Rainer Böhmke, das lebendige Archiv der Philipp-Nicolai-Kantorei Unna, zukommen lassen.

Unsere Reiseleiterin

Ob wir unsere Reiseleiterin noch am Tage der Ankunft oder einen Tag später kennen lernten, ist mir wie so vieles andere entfallen. Es war eine junge deutsche Frau, die im Reykjaviker Opern- oder Sinfonieorchester die Harfe spielte. Welch kompliziertes Instrument die Harfe ist, habe ich erst nach und nach wahrgenommen. Im 18. Jahrhundert wurden zur Einstellung der Tonarten Pedalharfen konstruiert, die noch heute in Gebrauch sind. Bei der Pedalharfe wird die Saitenverkürzung durch eine aufwendige Mechanik mit bis zu 2500 Bauteilen mittels Pedalen erreicht. Es sind sieben an der Zahl. Es sind also nicht nur beide Hände gefordert, sondern auch beide Füße, und der Kopf sowieso.

Was ich 1989 sah bzw. erlebte und 2008 nicht

Ich kann nicht die ganze Reise von 1989 rekonstruieren. Aber mir sind einige Orte bzw. Gebäude in Erinnerung gekommen, die ich 2008 nicht, nicht aus der Nähe oder nicht im Inneren gesehen habe.

Der Dom von Reykjavik – eine Bischofsernennung

Der Dom von Reykjavík (isl. Dómkirkja) liegt direkt neben dem Parlamentsgebäude am Platz Austurvöllur im Zentrum der Altstadt der isländischen Hauptstadt und ist Sitz des evangelisch-lutherischen Bischofs der Isländischen Staatskirche sowie Pfarrkirche der Innenstadtgemeinde. Im Dom finden sowohl der Eröffnungsgottesdienst des isländischen Parlamentes als auch Feiern nach der Präsidentenwahl und bei Bischofsernennungen statt.

Bischofsernennung, das ist ein wichtiges Stichwort. Unser Gastgeber hatte uns natürlich darüber unterrichtet, dass während der Zeit unseres Aufenthalts auf Island ein neuer Bischof in sein Amt eingeführt werden würde. Es war selbstverständlich, dass aus diesem Anlass der Domchor sang. Unter anderem wurde eine Komposition von Knut Nystedt uraufgeführt. Nystedt war ein zeitgenössischer norwegischer Komponist, der vor allem durch seine Chor- und Orgelkompositionen bekannt wurde. Damals lebte er noch.

Da in der Pauluskantorei natürlich eine Reihe von Bläserinnen und Bläsern mitsang, hatte Rolf Schönstedt diese in sein musikalisches Programm mit eingebaut. Was lag es da näher, als dass wir uns in der Nähe des Doms platzierten und während des Einzuges der Honoratioren angemessen musizierten.

Danach zogen wir uns auf die Empore des Domes zurück. Wir saßen in der Nähe des Organisten und des Chores. Es war ein eindrucksvoller Gottesdienst, natürlich in Anwesenheit des damaligen Staatsoberhauptes Islands. Das war Vigdís Finnbogadóttir, das erste gewählte weibliche Staatsoberhaupt der Welt. Ich konnte von oben auf ihr blondes Haar und das geöffnete Gesangbuch schauen.

Den Namen des Bischofs nenne ich ausdrücklich nicht, obwohl ich ihn weiß. Wie ich jetzt nach 35 Jahren recherchierte, war er eine tragische Figur, die anderen Menschen viel Unglück gebracht hat.

Während seiner Amtszeit kam es zu einer Reihe von Skandalen um sexuellen Missbrauch im Zusammenhang mit Priestern sowie zu Vorwürfen gegen ihn selbst, in denen ihm vorgeworfen wurde, zahlreiche Frauen sexuell missbraucht zu haben. Damals wurden die Skandale geheim gehalten und von der Kirche abgetan. Doch nach seinem Tod im Jahr 2010 enthüllte seine Tochter, dass ihr Vater sie viele Jahre lang sexuell missbraucht hatte.

Meine positive Erinnerung an diesen Tag ist damit geschwunden. Das gilt nicht für unseren zweiten Aufenthalt im Dom an einem der folgenden Tage. Dem Domchor standen Räume oberhalb des Kirchenschiffes zur Verfügung. Hierhin hatte man uns zu einem opulenten kalten Büfett eingeladen. Bekanntes und unbekanntes wurde angeboten.

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es auch Hákarl gab. Das ist eine isländische Spezialität, die aus fermentiertem Fleisch des Grönlandhais besteht. Geruch und Geschmack des Gerichts sind sehr „streng“. Die Konsistenz des Fleisches bezeichnet man als gummiartig. Und dann gibt es dann noch den Geruch.

Den schwarzen Tod gab es auf jeden Fall zu trinken. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich Brennivín (auch svarti dauði „Schwarzer Tod“), ein isländischer Schnaps. Es ist das wohl bekannteste isländische Alkoholgetränk. Brennivín wird aus fermentiertem Getreide hergestellt und mit einem Kümmel-Aroma versehen. Er schmeckt stark und hat 37,5 % oder 40 % vol.

Warum ich mir den Dom im Jahre 2008 nicht ein zweites Mal und in aller Reihe von innen angeschaut habe, kann ich mir nicht erklären. Es war ein Fehler.

Bildrechte:
Altarbild: F.Higer, Domkirche Reykjavik Altarbild, CC BY-SA 3.0; Leuchter: F.Higer, Domkirche ReykjavikKerzenleuchter, CC BY-SA 3.0; Altarraum:: Wolfgang Sauber, Domkirkjan Altarraum, CC BY-SA 3.0; Innenansicht: Innenraum mit Altar: F.Higer, Domkirche Reykjavik innen; Kanzel: Wolfgang Sauber, Domkirkjan Kanzel, CC BY-SA 3.0; Taufstein: Wolfgang Sauber, Domkirkjan Taufstein, CC BY-SA 3.0.

Bildrechte.
Orgel: Wolfgang Sauber, Domkirkjan Orgel, CC BY-SA 3.0M; Altar und Taufstein: F.Higer, Domkirche Reykjavik Altarraum, CC BY-SA 3.0; Innenraum mit Orgel: Wolfgang Sauber, Domkirkjan Innenraum 2, CC BY-SA 3.0: Innenraum mit Altar: Wolfgang Sauber, Domkirkjan Innenraum, CC BY-SA 3.0

Bessastaðir

Das ist ein Herrenhof wenige Kilometer südwestlich von Reykjavík. Damals wie heute wird er als Amtssitz des isländischen Präsidenten genutzt.

Damals gab es noch Fotoapparate mit zu belichtenden Filmen. Wir, da war ich nicht alleine, knipsten auf Island wie die Japaner auf Europabesuch. Ein Film nach dem anderen wurde durch die Kamera gejagt, ungeachtet der hohen Preise auf Island.

Mein Zählwerk an der Kamera zeigte die magische 36. So viele Fotos gab ein Film her. Eigentlich hätte ich jetzt den Film zurückspulen müssen. Aber was machte ich? Ich öffnete den Kameradeckel, sah etwas, was ich nicht sehen sollte und machte ihn ganz schnell wieder zu. Das Ganze mag 2 Sekunden gedauert haben. Jeder, der die Technik noch kennt, weiß, was in diesen 2 Sekunden geschah. Aber ich hatte Glück, konnte die letzten Fotos noch einmal auf einen neuen Film bannen und dann zuhause feststellen, dass nichts verloren gegangen war.

Videy

Ihre Gastfreundschaft bewiesen uns die Isländer ein zweites Mal, und zwar auf der Insel Videy.

Viðey ist die größte der Inseln im Kollafjörður vor Reykjavík. Sie ist Teil der Stadtgemeinde Reykjavíkurborg, gehört jedoch zu keinem der zehn Stadtbezirke Reykjavíks, sondern zum Græni Trefillinn (Grüngürtel, Hinterland von Reykjavík), und das zu recht. Die Insel ist unbewohnt. Die letzten Bewohner verließen Viðey 1959.

Zur Insel besteht eine ganzjährige Fährverbindung mit der Fähre Gestur von Reykjavík aus. Damals war es eher ein Boot denn ein Schiff. Auf Viðey ist der Verkehr mit allen Fahrzeugen erlaubt, aber unpraktisch.

Gemeinfrei
Viðeyjarkirkja und Viðeyjarstofa

Es wurde für uns gegrillt und es gab wiederum Schnaps, aber nicht eine Flasche für jeden, sondern eine Flasche für alle.

Eine besondere Sehenswürdigkeit war die 1774 geweihte Kirche. Sie ist die zweitälteste Kirche in Island nach der Kathedrale von Hólar, verfügt aber über die älteste erhaltene Ausstattung aller isländischen Kirchen.

Cap Dyrhólaey

Diego Delso
DyrhólaeyCC BY-SA 4.0

Dyrhólaey (isl. „Türlochinsel“) ist eine 115 m hoch aufragende Halbinsel im Süden Islands, etwa 6 km westlich von Vík í Mýrdal.

An dem Tag, an dem wir dorthin fuhren, standen mehrere Angebote zur Auswahl, ein Flug nach Griechenland, ein Besuch der Westmännerinseln und halt eine Bustour Richtung Vík í Mýrdal.

Der Busfahrer war so mutig, mit uns so weit wie es irgendwie ging, auf den Felsen hinauf zu fahren. Aber ich will diese Aussage sofort ergänzen, er war nicht nur mutig, sondern war auch dazu befähigt und führte ein dazu geeignetes Fahrzeug. Sorgen kamen bei uns nicht auf, allein schon die überwältigende Landschaft (siehe Bild links: Blick von Dyrhólaey auf den Berg Reynisfjall und die Reynisdrangar-Felsen) lenkte uns ab.

Wir erhaschten einen Blick auf Papageitaucher. Die Felsen waren ein bevorzugter Brutplatz für eine große Kolonie.

Der Papageitaucher (Fratercula arctica) ist eine Vogelart aus der Familie der Alkenvögel (Alcidae). Die Art brütet im Nordatlantik sowie im westlichen Nordpolarmeer in Erdhöhlen an und auf Klippen oder an deren Fuß.

Mittlerweile wird der Papageientaucher als gefährdet eingestuft. Trotzdem erscheint er hin und wieder als Delikatesse auf der Speisekarte der Isländer. Es ist wie mit dem Wal, nur anders.

Noch eine Delikatesse: Stockfisch

Trockenfisch, auch Stockfisch genannt, gehört zu dem typisch isländischen Nahrungsmittel. Hergestellt aus Kabeljau, Schellfisch, Heilbutt oder Seewolf wird wurde damals auch in viele Länder exportiert.

Um einen Fisch haltbar zu machen, haben die Wikinger bereits bei der Besiedelung Islands im 9. Jahrhundert auf das Trocknen gesetzt. Der Fisch wurde für mindestens zwei bis drei Monate an Holzgestellen aufgehängt. Nach dem Trocknen war er dann über eine lange Zeit hinweg haltbar.

Als das Holz auf der Insel aber zur Mangelware wurde, legte man die Fische einfach auf die Lavafelder zum Trocknen aus.

Reykjanesskagi

Diego Delso – Die HalbinselCC BY-SA

Reykjanesskagi ist eine stiefelförmige Halbinsel im äußersten Südwesten von Island, südwestlich der Hauptstadt Reykjavík (Reykjanes = deutsch „Rauchspitze“ oder „Rauchhalbinsel“ – Skagi = deutsch Halbinsel).

Reykjavík ins Deutsche übersetzt heißt übrigens Rauchbucht.

Seit 2021 gibt auf der Halbinsel Reykjanesskagi eine Phase vulkanischer Aktivität mit mehreren Ausbrüchen.

Ich beschreibe zwei Stationen unserer Rundreise auf dieser Halbinsel.

Das Hochtemperaturgebiet Seltún

Seltún ist ein Solfatarengebiet im Vulkansystem Krýsuvík in Island, das sich südwestlich des Sees Kleifarvatn befindet.

Das Landschaftsbild ist von gelbem bis rötlichem und blaugrauem Bodenmaterial geprägt. Solfatare unterschiedlichster Ausprägung und Größe – mal blubbernde Schlammkessel, mal zischende Dampfsäulen, mal sprudelnd kochende Wasserpfützen – gaben eine eindrucksvolle Bild ab.

Solfatare sind bis zu 250 °C heiße Ausströmungen von Gasen, die hauptsächlich Schwefelwasserstoff, Kohlenstoffdioxid und Wasserdampf enthalten. Der Schwefelwasserstoff ruft den unverwechselbaren Geruch nach faulen Eiern hervor.

Namengebend ist die Solfatara bei Pozzuoli in den Phlegräischen Feldern (ital. Campi Flegrei) westlich von Neapel.

Die Besichtigung verlief eindrucksvoll. Stege hielten uns von den heißesten Stellen fern. Es zischte und dampfte allerorten und es roch nach Schwefel.

Den Geruch von Schwefel hatte ich übrigens auch in der Nase, als ich bei unserem Gastgeber unter der Dusche stand. Die Isländer leben halt von und mit der Geothermie.

Die Bilder der nachfolgenden Galerie stammen von Alexander GrebenkovCC-BY-3.0

Die Blaue Lagune

Maximilian Georg Liebscher
CC BY-SA 3.0

Die Bláa Lónið (deutsch Blaue Lagune) ist ein Thermalfreibad.

Der See entstand als „Abfallprodukt“ des nahe gelegenen Geothermalkraftwerkes Svartsengi, das die Energie des gleichnamigen Vulkansystems nutzt. Dort wird ein Gemisch aus Meer- und Süßwasser aus einer Tiefe von etwa 2000 Meter, das in dieser Tiefe bis zu 240 °C heiß wird, zur Oberfläche gepumpt, wo es zur Stromerzeugung und zum Betrieb eines Fernwärmenetzes genutzt wird.

Anschließend fließt es in das umliegende Lavafeld. So bildete sich dort ein Salzwassersee in der typisch blauweißen Farbe, die von Kieselalgen herrührt. Zuerst kam die lokale Bevölkerung auf die Idee, darin zu baden, bis schließlich das Thermalbad errichtet wurde. Dieses pumpt mittlerweile auch eigenes Thermalwasser aus der Erde.

Bildrechte:
Bild 1: (SketchUp), Blue Lagoon-1-, CC BY-SA 3.0; Bild 2: Rmarciano, Bláa lonið, CC BY-SA 3.0; Bild 3: joiseyshowaaCC BY-SA 2.0; #bild 4: Ralf RoletschekWebseite; Bild 5. Jakub HałunCreative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international“.; Bild 6: Arian ZwegersCreative-Commons-Lizenz „Namensnennung 2.0 generisch“

Wir haben die Blaue Lagune im Jahr 2008 zwar ebenfalls besucht. Damals dachte ich, das kennst du ja schon. Wir haben uns daher im Umfeld umgeschaut. Aber das war ein Fehler. Andrea und ich hätten die Gelegenheit für ein sehr warmes Bad nutzen sollen.

Aktuell ruht der Betrieb wegen der vulkanischen Aktivitäten in unmittelbarer Nähe.

Unser Konzert in der Hallgrimskirche in Reykjavík

Das Konzert war nicht sonderlich gut besucht. Es hat aber allen viel Freude bereitet, in dieser stattlichen Kirche zu musizieren.

Die Hallgrímskirkja ist eine evangelisch-lutherische Pfarrkirche der Isländischen Staatskirche und das größte Kirchengebäude Islands. Sie wurde nach dem isländischen Kirchenlied-Dichter Hallgrímur Pétursson (1614–1674) benannt.

Die Planungsarbeiten für die Hallgrímskirkja begannen 1929, der Bau 1945. Die Krypta, die sich unter dem Chor befindet, konnte 1948 geweiht werden. Der Kirchturm wurde 1974 fertiggestellt. Erst 1986 wurde das Kirchenschiff vollendet.

Als wir sie 1989 besuchten, fehlte noch die Orgel. Sie wurde erst im Dezember 1992 eingeweiht und stammt aus einer deutschen Orgelbauwerkstatt, der Firma Klais Orgelbau aus Bonn.

Die Hallgrímskirkja wurde auf einen Hügel in der Stadt platziert, was ihren 74,5 Meter hohen Turm noch größer erscheinen lässt. Sie prägt so das gesamte Stadtbild Reykjavíks. Wir sind damals mehrmals mit dem Fahrstuhl weit nach oben gefahren, um das bunte Bild der Stadt und die noch bessere Fernsicht zu genießen. Im Jahre 2008 war der Turm eingerüstet und wohl nicht zu befahren. Schade.

Trotz ihrer Dominanz im Stadtbild ist die Hallgrímskirkja nicht die Kathedralkirche der Stadt. Diese Funktion nimmt die relativ kleine Domkirche (Dómkirkjan) aus dem 18. Jahrhundert im Stadtzentrum wahr.

Vor der Kirche steht eine Statue von Leif Eriksson, die 1930 zur 1000-Jahr-Feier des Althing Island von den Vereinigten Staaten geschenkt wurde.

Leif Eriksson, auch Leif der Glückliche genannt, war ein Wikinger und der wohl erste europäische Mensch, der den amerikanischen Kontinent betrat und auf ihm siedelte, um das Jahr 1000 herum. Er wurde um 975 im Haukadalur, Island, geboren, und starb um 1020 auf Grönland.

Bildrechte:
Bild 1: Steven LekInnenansichtCC BY-SA 4.0; Bild 2: Tony HisgettHallgrimskirkja OrganCC BY 2.0; Bild 3: ElefanderSpieltischCC BY-SA 4.0; Bild 4: Ziko van DijkAltarCC BY-SA 4.0; Bild 5: Arséniure DeGalliumBlick ins GewölbeCC BY-SA 3.0; Bild 6: Hansueli KrapfInnenansichtCC BY-SA 3.0

Die Bilder der nachfolgenden Galerie stammen von Ziko van DijkCC BY-SA 4.0

Nach oben scrollen