Ein „Musterkollege“

Ich erinnere mich immer gerne an meinen Kollegen Thomas Baumeister, mit dem ich lange Jahre Tür an Tür saß. Wir haben uns bei der Arbeit ideal ergänzt, uns aber auch oft ein launiges Wortgefecht geliefert, das bei Uneingeweihten den Eindruck erwecken konnte, wie lägen uns in den Haaren. Ich danke da beispielsweise an unsere liebe Kollegin B., die bei einer solchen Gelegenheit fast den Tränen nahe war, weil sie annahm, wir zankten uns. Das Missverständnis haben wir einvernehmlich aufgelöst.

Ich will mal ein Beispiel aus unserem „Zusammenleben“ nennen, das mir in Erinnerung geblieben ist. Thomas erzählte mir eines Tages, dass er ein Haus in der Ackerstraße kaufen wolle. Meine spontane Reaktion: „Da würde ich nie hinziehen.“ Seine Antwort: „Genau das ist der Grund, warum ich das Haus dort kaufen will.“ 

Da stand ich da in meinen „kurzen Hemd“.

Irgendwann im Jahre 1996 kam zwischen uns die Diskussion auf, wann denn nun das dritte Jahrtausend unserer Zeitrechnung beginnen würde. Ich vertrat die Auffassung, ein neues Jahrtausend beginne nach dem Ablauf von 1000 Jahren. Damals lebten wir im Jahre 1996 nach Christi Geburt, das zweite Jahrtausend endete also für mich mit dem Ablauf des Jahres 2000.

Alle Welt wollte jedoch an Silvester 1999 in das neue Jahrtausend hineinfeiern. Das zu ändern war sowieso nicht möglich. Warum auch, es war ja nur ein symbolischer Akt. Aber ich hätte gerne gewusst, wer von uns beiden recht hatte. Ich bin dann auf das Gesetz über die Zeitbestimmung gestoßen, das der Bundesminister des Innern unterzeichnet hatte. Heute gibt es dieses Gesetz übrigens nicht mehr.

Es war also das Bundesinnenministerium, das unseren Streit (der keiner war) hätte schlichten können. Ein entsprechendes Schreiben war schnell aufgesetzt. Die Antwort aus dem Bundesinnenministerium ließ nur ganz wenige Tage auf sich warten. Sie war salomonisch. Man gab uns beiden recht.

Den kurzen Schriftverkehr habe ich hier hinterlegt.

Für Angelegenheiten der Zeit ist heute (also im Jahr 2024) die Physikalisch-Technische Bundesanstalt zuständig. Die Anstalt ist eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Die Zeit ist also auch zum „Wirtschaftsfaktor“ geworden.

Auch Thomas Baumeister ist „nur“ ein Puzzleteil aus dem großen Puzzle vieler Kolleginnen und Kollegen, die mich in 49 Berufsjahren begleitet haben Es gäbe noch über viele etwas zu erzählen, Gutes und  Schlechtes, Tragisches und Komisches.

Ein paar wird man näher kennen lernen, wenn man sich dieses Dokument anschaut. 

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