„Mein“ Ev. Posaunenchor Unna

Geschrieben im September 2019 anläßlich des Jubiläums „140 Jahre Ev. Posaunenchor Unna“

Ein Foto vom 14. September 2019

Ein Blick zurück

Der Ev. Posaunenchor Unna ging 1879 – also zu Beginn der Ära von Johannes Kuhlo – aus dem damaligen Rheinisch-Westfälischen Jünglingsbund hervor. Die Gründung fiel in die Hochphase der Industrialisierung Unnas.

Die Anbindung an die Ev. Kirchengemeinde Unna erfolgte im „Dritten Reich“. Um das Jahr 1937/38 wurden ihr die Instrumente überschrieben, „da mit einer evtl. Beschlagnahme zu Gunsten der Hitler-Jugend zu rechnen war.“ In einer handschriftlichen Notiz vom 1. Jan. 1953, unterzeichnet von Heinrich Müller, heißt es weiter: „Der Posaunenchor ist seit dieser Zeit Gemeinde-Posaunenchor und nennt sich Ev. Posaunenchor Unna.“

Ob Heinrich Müller diese kleine aber wichtige Notiz allein als Chronist oder in Vorbereitung auf das in die Amtszeit von Kantor Uwe Röhl fallende 75-jährige Jubiläum des Ev. Posaunenchores im Jahre 1954 niederschrieb, bleibt offen. Übrigens spielen heute seine Tochter Christa und seine Enkeltochter Susanne im Posaunenchor mit, erstere im Tenor und letzte gemeinsam mit mir im Alt.

Röhl leitete von 1949 bis 1956 den Ev. Posaunenchor. Ihm folgten die Kantoren Karl Helmut Herrmann (1956 – 1967), Reinhart Weiß (1967 – 1969) und Martin Weimann (1970 – 1986/1987). In den Jahren 1987 bis 1997 führten Horst Baudihs und Josef Kurek für jeweils fünf Jahre die erfolgreiche Arbeit Weimanns und seiner Vorgänger fort. Seit 1997 liegt die Leitung in den Händen von Kantorin Hannelore Höft.

Heute ist der Ev. Posaunenchor Unna einer von rund 6000 in Deutschland, mit 117.000 Bläserinnen und Bläsern.

Wie ich zum Ev. Posaunenchor Unna kam!

Vorab: 1963, im Alter von fast 15 Jahren, drückte man mir in meiner damaligen Heimatgemeinde Pelkum zum ersten Mal eine Trompete in die Hand, irgendwann im Frühsommer, verbunden mit der Aussage „Am Volkstrauertag haben wir unseren ersten Auftritt, also rann.“

Auf diese Art und Weise haben Generationen vor mir und auch noch teilweise meine Generation den Weg in den Posaunenchor gefunden, angeleitet von Laien, die zwar stark vom Glauben geprägt waren, aber selten eine musikalische Ausbildung hatten.

Ende der 1980er Jahre wechselte ich zum Chorgesang und hatte in der Pauluskantorei Hamm mit Rolf Schönstedt einen guten „Lehrmeister“. Der Posaunenchor „blieb dabei auf der Strecke“. Über die Philipp-Nicolai-Kantorei Unna, der ich seit 2001 angehöre, kam ich dann dem Ev. Posaunenchor Unna näher, zunächst als „Zuhörer“ und ab 2015 als „Mitwirkender“.

Als mein Berufsleben sich langsam dem Ende näherte, melde sich ein schon früher gehegter Gedanke zurück: „Wenn du einmal in Rente bist, nimmst du die Trompete wieder in die Hand“. Das geschah dann letztendlich im Jahre 2012. Aber ich musste fast wieder bei null anfangen.

Die Voraussetzungen in Unna waren für einen Neuanfang denkbar gut, gab es doch die Singschule. Mit Frank Düppenbecker stand und steht ein Profi für den Blechblasinstrumentenunterricht zur Verfügung. Ich hatte eines jedoch unterschätzt. Es war noch vieles von dem präsent, was ich früher einmal falsch gelernt hatte. Aber Frank war und ist ein geduldiger Lehrer. Wir haben gemeinsam vieles, aber lange noch nicht alles, ausgemerzt. Die Arbeit geht weiter, auch heute noch.

2015 schickte mich Frank dann in den Posaunenchor. Ich wurde herzlich aufgenommen. Doch ich merkte schnell, die Anforderungen waren hoch, vor allem in Sachen Präzision und Intonation. Aber wenn ich an mein Klangideal denke, dann ist das nur mit einem sauberen kultivierten Spiel zu erreichen.

Was mir am Ev. Posaunenchor Unna besonders gefällt!

Das ist schnell erklärt. Es ist die Tatsache, dass wir oft mit anderen eine musikalische Gemeinschaft bilden, mit der Kantorei, mit dem Blockflötenensemble Tibicinium, mit der Orgel, und, wenn auch eher selten, mit anderen Posaunenchören.

Es sind die Qualitätsstandards, die unsere Chorleiterin Hannelore Höft setzt, auch wenn sie manchmal schwer zu erfüllen sind. Die Gemeinde und die Menschen, mit denen wir gemeinsam musizieren, haben einen Anspruch darauf, dass wir eine ordentliche musikalische Leistung abliefern.

Es ist eine besondere Freude, in der Ev. Stadtkirche zu Unna zu spielen. Ihre Akustik scheint eigens für Bläser geschaffen zu sein.

Wir sind „Kulturerbe“!

Die Deutsche UNESCO-Kommission hat die Evangelischen Posaunenchöre, und damit letztendlich auch den Ev. Posaunenchor Unna, im Dezember 2016 in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

„Wir sind Kulturerbe!“, liebe Bläserinnen und Bläser. „Wir sind damit dem Orgelbau und der Orgelmusik gleichgestellt. Daraus ergibt sich ein hoher Anspruch, lasst uns versuchen, dem gerecht zu werden.“

Eine Feststellung der Kommission, eher spröde formuliert, will ich gerne zitieren: Sie (die Posaunenchöre) sind Markenzeichen der Evangelischen Kirche, eine konfessionsübergreifende Mitwirkung ist jedoch möglich.

Zum Hintergrund: Seit 2003 unterstützt die UNESCO den Schutz, die Dokumentation und den Erhalt von Kulturformen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden.

Zum Schluss

Die Musik der Posaunenchöre stellt sich heute so vielfältig dar wie zu keiner anderen Zeit. Der Spannungsbogen reicht von der Musik des ausgehenden Mittelalters bis hin zu Jazz, Pop und anderen „Spielarten“ der zeitgenössischen Musik. Aber das allein ist es nicht, was es mich wünschen lässt, trotz fortschreitendem Alter noch lange im Ev. Posaunenchor Unna mitwirken können. Es macht einfach viel Spaß.

Nach oben scrollen