Der musikalische Nachwuchs der Singschule präsentiert sich!!!

Kirchen-Café-Konzert in der Ev. Stadtkirche Unna!

Sonntags um 12 Uhr. Ich kann mich nicht erinnern, jemals um diese Zeit ein Konzert besucht zu haben. Aber ich war neugierig darauf, wie sich der Nachwuchs der Singschule präsenteren würde. Und das schon mal vorab. Er präsentierte sich von einer guten Seite.

.Neugierig geworden war ich in den letzten Übungsstunden der Kantorei. Nicht zu überhören waren dort junge Stimmen, die noch zur Jugendkantorei gehörten, die aber im Kreis der Erwachsenen mehr als nur mithalten konnten. Einige davon hoffte ich im Kirchen-Café-Konzert hören zu können.

.Woher dieser Name? Es gibt an der Stadtkirche die Tradition, sich hin und wieder nach dem Gottesdienst zum Kaffee zu treffen. Ich kann erahnen, wer die Idee hatte, beides zusammenzuführen. Und so wurden wir vor Beginn des Konzertes von Hannelore Höft aufgefordert, uns noch einmal des Kaffees zu bedienen. Übrigens, auch der war gut.

.Aber jetzt zurück zur Musik. Natürlich wusste ich, dass es nicht nur Gesang zu hören gab. Wenn Hannelore Höft „im Spiel ist“, geht es auch um Klavier und Orgel. Das bewies auch das kleine Plakat, mit dem für das Kirchen-Café-Konzert geworben wurde. Es zeigt Fabian Wirtz an der Rentsch-Orgel. Wir singen gemeinsam in der Philipp-Nicolai-Kantorei, er im Bass I, ich im Bass II.

.Ursprünglich hatte ich vor, in diesem Text keine Namen nennen. Zum einen kenne ich sie nicht alle, und zum anderen gibt es keinen musikalischen Grund, jemanden namentlich hervorzuheben. Dazu aber später.

Nur belehrten mich die Familienbande eines Besseren. Irgendjemand tippte mir beim Kaffeeholen auf die Schulter. Ich drehte mich um und schaute in die großen Augen meiner Nichte Maike Gurlitt. Da fiel es mir wieder ein, meine Großnichte Jana nimmt ja Klavierunterricht bei Frau Höft. Sie übt auf einem Klavier der Marke Samick, dass ich Ende der 1980er Jahre bei einem Klavierhändler in Braunschweig gekauft habe, für eine meiner Töchter. Sie spielt jetzt nicht mehr. Aber auf keinen Fall war der Klavierunterricht unnütz. Musikunterricht ist und bleibt, richtig betrieben, positiv-persönlichkeitsbildend.

.Samick war damals von den Produktionszahlen her eine große Nummer. Es hieß seinerzeit, man produziere im Monat 10.000 Klaviere. Auf jeden Fall bin ich mir noch heute sicher, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmte. Und das Klavier sah so aus, wie für mich ein Klavier aussehen muss: Groß, schwarz glänzend und in der klassischen Form mit der von zwei Säulen getragenen Klaviatur. Und das Innenleben, auf das es letztendlich ankommt, war solide. Ach ja, Jana spielt auch meine alte Trompete aus dem Hause Yamaha, die mittlerweile natürlich generalüberholt ist. Sie erzählte mir, ihr Trompetenlehrer Dimitri Telmanov (übrigens ein genialer Jazzmusiker) sei ganz angetan von dem Instrument.

Nun, weil ich den Namen Jana nicht allein nennen wollte, habe ich vorab Fabian erwähnt, der auf dem Plakat eine „gute Figur“ abgibt. Und damit kriege ich jetzt endlich den Dreh zu allen anderen.

.Alle, wirklich alle, haben für mich und wohl auch für alle anderen, die zuhörten, eine gute Figur abgegeben. Jeder gab sein bestes. Bis auf die Orgelschüler konnten wir alle sehen, beim Klavierspiel oder beim Singen. Ich sah jugendliche Unbefangenheit gepaart mit leichter Nervosität, aber auch einem Selbstbewusstsein, das darauf fußte, die heute vorzutragenden Stücke gründlich studiert und erarbeitet zu haben. Im Einzelfall war die Verbeugung vor dem applaudierenden Publikum sogar das schwierigste zu dieser Mittagsstunde, wie auch Frau Höft bemerkte. Ich kann‘s verstehen.

.Als Sänger will ich noch ein besonderes Wort an die Gesangssolisten des heutigen Tages richten. Die „an den Tasten“ mögen es mir nachsehen. Ich werde bald 69 Jahre alt, Klavier oder Orgel werde ich nicht mehr lernen. An der Trompete tue ich mich – wahrscheinlich der mangelnden Gesundheit wegen – schwer. Und um eine kleine Terz von einer großen Terz allein vom Notenbild her zu unterscheiden, muss ich schon ganz genau hinschauen. Aber meinen Gesang kann ich noch verbessern. Da kann ich noch von Euch lernen, so natürlich wie ihr eure Stimmen einsetzt. Ich glaube dabei, dass ich da auf dem richtigen Weg bin.

.Zu den Tastenkünstlern fällt mir jetzt doch noch etwas ein. Ich bewundere, wie ihr es schafft, ein komplexes Notensystem in die Bewegung eurer Finger umzusetzen und daraus Musik entstehen zu lassen. Als Trompeter und Sänger verfolge ich oft nur einen Notenstrang, auch wenn ich weiß, dass es nicht verboten ist, sich manchmal an den anderen zu orientieren.

Wer mich kennt, weiß übrigens, dass ich Musik einzig und allein daran messe, ob sie mich erreicht oder nicht. Dabei ist es ohne Bedeutung, ob es sich um ein sogenanntes großes Werk handelt oder um einen schlichten Choral oder ein einfaches Volkslied. Sie muss nur handwerklich gut gemacht sein. Dissonanzen sind dabei erlaubt, manchmal sogar willkommen.

.Für mich gibt es auch keine Unterscheidung zwischen sogenannter E- und U-Musik. Und es wird jetzt auch niemanden mehr überraschen, wenn ich dann auch noch sage, mit Musik aus der Konserve (die heute Spotify oder Napster heißt oder früher CD genannt wurde) weniger anfangen zu können als mit „lebender Musik“.

.Natürlich muss ich für Musik auch „erreichbar sein“, offen sein. Es kommt selten vor, dass ich es nicht bin. Dann stimmt aber etwas in mir nicht oder in meinem Umfeld, oder ich werde durch Dinge abgelenkt, die mich negativ berühren. In einer solchen Situation ist übrigens Musik ein probates Gegenmittel. Heute war einer der Tage, an dem mich die Musik erreicht hat. Sie hat mir gutgetan. Danke. „Musik tröstet.“ Diese persönliche Erfahrung habe ich absolut verinnerlicht. Aber ich äußere sie selten, trage sie eher still in mir, weil nicht jeder sie versteht, sie vielleicht sogar als kitschig einstuft.

Mir fällt jetzt doch noch etwas (für mich) wichtiges ein. Auf den Stufen, auf denen sich der Musiker-Nachwuchs heute stand, begann irgendwie auch meine kleine musikalische Karriere. Ich war gerade frisch in die Pauluskantorei Hamm eingetreten. Unser Kantor hieß Rolf Schönstedt. Er konnte an der Orgel begnadet improvisieren. Mein erstes großes Konzert unter ihm führte mich nach Unna. Hier war Martin Weimann in Amt und Würden. Wir hatten unter anderem eine Bachmotette zu singen, „Lobet den Herrn, alle Heiden“, BWV 230.

.„Weiter so“, mit dieser Aufforderung an die jungen Menschen, die ich heute sah und hörte, will ich mein persönliches Stimmungsbild des Konzertes schließen. Es ist keine klassische Konzertkritik. Das Geschäft beherrsche ich nicht, zumal ich mit einer vorgegebenen Zahl von Zeilen nie klarkäme. Ich kann mich einfach nicht kurzfassen.

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