Trompete und Orgel im Doberaner Münster

Trompete und Orgel – das war der schlichte Titel eines Konzertes im Doberaner Münster am dritten Freitag im August. Trompete und Orgel – das sind für mich zwei Instrumente, die – wie man so sagt – sich gesucht und gefunden haben, und das nicht erst in neuerer Zeit. Trompete und Orgel – für mich sind das Königinnen der Instrumente.

Foto: Joachim Schäfer
.joachim-schaefer.com

Als Musizierende waren Joachim Schäfer, Trompete, und Ayumi Kitamura, Orgel, angekündigt. Wie sollte es anders sein, beide Namen sagten mir nichts. Aber ich bin natürlich trotzdem hin ins Münster zu Bad Doberan, zusammen mit Andrea, meiner Frau. Das Programm, das man mir in die Hand drückte, begann mit der Aussage, Joachim Schäfer sei einer der führenden Trompeter seiner Generation. Aber welcher Generation? Sein Geburtsjahr verheimlichte das Programm. Erst im Internet konnte ich es recherchieren, er ist offensichtlich im Jahre 1973 geboren. Dann kam die nächste Hürde für mich. Er wurde im Programm wegen seiner technischen Souveränität gelobt. Bei solchen Aussagen zuckte ich zunächst zusammen, zu oft habe ich es erlebt, dass technische Souveränität zulasten der Musikalität geht. Aber ich kann es vorwegnehmen, es war diesmal anders.

Ayumi Kitamura ist offensichtlich eine in Hiroshima geborene Japanerin, die jetzt in Hamburg lebt. Wie alt sie ist, bleibt für mich ein Geheimnis. Letztendlich ist es auch ohne Bedeutung. Bei Joachim Schäfer wollte ich es nur wissen, um der Generationenfrage, was immer damit gemeint war, näher zu kommen.

Beide habe ich an diesem Abend nur kurz und damit nicht wirklich gesehen. Ayumi Kitamura huschte am Publikum vorbei auf die Orgelempore, Joachim Schäfer sah ich von weitem auf dieser Empore, als er eine Trompete in die Hand nahm und gängig machte. Dann entzog er sich wieder meinen Blicken.

Der Programmzettel war insgesamt etwas nervig für mich. Studiert bei …, Meisterkurs bei …, Konzerte in …, Preis gewonnen dort und dort. Das sind Informationen, die mir persönlich nicht weiterhelfen, und wahrscheinlich vielen anderen aus dem Publikum ebenfalls nicht. Aber ich weiß auch nichts Besseres.

Aber auch das sind nur Äußerlichkeiten. Das Programm selbst war stimmig. Der Bogen spannte sich vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Es gab den klassischen Wechsel zwischen Werken für Trompete und Orgel und Orgel solo. Am Anfang und am Ende stand – wohl um den Erwartungen des Publikums zu entsprechen – ein Werk für Trompete und Orgel.

Ich will nicht auf alle Werke eingehen. Sigfried Karg-Ehlerts Choralbearbeitung von „Nun danket alle Gott“ bildete den gelungenen Abschluss des Konzertes. Bei mir nahm im Laufe des Konzertes die Vorfreude auf dieses Werk immer weiter zu. Eines war schnell klar, Kitamura und Schäfer waren ein geniales Team. Was der Programmzettel für Schäfer reklamierte, die technische Präzision, galt auch für Kitamura. Sie waren sehr gut aufeinander eingestellt. Die Registrierung der Orgel passte zum manchmal scharfen und manchmal sanften Ton der Trompete. Die Tempi stimmten, nichts lief auseinander. Und ich hatte nie das Gefühl, dass man allein um der Virtuosität willen musizierte. Man gestaltete und man interpretierte. Mehr kann ich dazu nicht sagen, vielleicht nur noch eines, mein Bauch hörte wieder einmal mit. Ich stand mit meinen positiven Gefühlen nicht allein dar. Andrea und das übrige Publikum verfolgte gefesselt dem Spiel der beiden, man spürte dies körperlich. Erst im Schlussapplaus entlud sich die Spannung.

Zwei Werke, die Kitamura solo präsentierte, will ich noch kurz erwähnen. Felix Mendelssohn-Bartholdys Sonata über den Choral „Vater unser im Himmelreich“, traf meinen Nerv. Ich mag einfach Choräle, und erst recht dann, wenn mir die Choralzeilen wie in diesem Werk erst nach und nach nähergebracht werden. Und dann gab es da die Toccata alla Rumba für Orgel von Peter Planyavksy (1947 geboren, und damit ein Jahr älter als ich). Der Wechsel von komplizierten Rhythmen mit ruhigen langen Akkorden machte den Reiz dieses Stückes aus, ähnlich dem Wellengang der Ostsee. Mit diesem Werk werde ich mich noch einmal näher auseinandersetzen, aber nicht mehr in dieser Nacht.

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